Kleine Fluchten müssen sein... Ein paar Tage im Jahr muss die KTM artgerecht bewegt werden, so ist es Tradition.
Leider liegen die meisten TET Strecken jetzt nicht wirklich nur eine Tagesanreise von mir entfernt, darum muss ich mir um die erreichbaren Strecken einfach kleine Touren basteln. So wird es also wieder Norditalien. Der TET hat ein paar Änderung erfahren, also muss ich nicht nur auf bekannten Strecken wandeln, sondern es gibt Neues zu entdecken.
Erstmal gehts einen Tag lang ziemlich zäh gen Süden, meine Unterkunft liegt günstig nah an der TET Strecke, die ich dann gleich morgens unter die Stollen nehmen kann. Beim Abendessen treffe ich zwei Kanadier, die für ein paar Monate in Europa unterwegs sind und auch auf den TET Spuren unterwegs sind - allerdings in die andere Richtung.
Das Wetter ist mittelprächtig, ich hab nur 3 Tage Zeit, also gehts früh raus. Nach kurzem Warmfahren auf Asphalt gehts auch schon in die Wälder. Erstaunlich wie nah italienischer, hektischer Verkehr und totale Stille im dichten Grün beieinander liegen. Wunderschön geht es auf und ab und irgendwann lande ich wieder auf Asphalt. In diesem Wechsel geht es weiter, bald ist der Gardasee erreicht, hier quält man sich ein Stück am See entlang und ich nutze die Chance zum Tanken und meine Cola & Snickersvorräte aufzufüllen. Etwas oberhalb des Sees wird es wieder ruhiger und schon wartet die nächste Offroad Etappe. Schön flüssig zu fahren, teilweise blitzt in der Ferne der See durch die Blätter, Serpentinen, steilere und flachere Stücke, einfach schön. Und dann ein geniales Stück Asphalt durch einen steilen Canyon. Das gesuchte Grinsen hat sich längst eingestellt, der MT21 kündigt durch leichtes Rutschen immer mal wieder das Ende seiner Fähigkeiten an.
Leider drückt dichter Nebel die Berge hinunter, was mich zu einer kurzfristigen Streckenänderung veranlasst. Das steile und recht ausgesetzte Offroadstück, dass vor mir liegt, möchte ich in dichtem Nebel, bei praktisch Null Sicht nicht fahren, also wähle ich die andere Seite des Berges - der Passo Grocedomini ist auch ein Schmanckerl. Die Entscheidung war gut, oben ist auch null Sicht. Nach unten wirds langsam besser und am Comer See ist wieder schönstes Wetter. Ich gönne mir spontan ein Hotel am See und lasse den Abend auf der Terrasse bei Pizza und Aperol Spritz ausklingen.
Und wieder gehts früh los, da ich übermorgen wieder zurück sein sollte (um dann direkt wieder zu einer Hochzeit von guten Freunden nach Südtirol zu fahren - allerdings auf 4 Rädern). Vorbei an San Pellegrino gehts den San Marko hoch. Immer wieder fahre ich an "Pass gesperrt" Schildern vorbei, denke mir aber nix - haben die bestimmt nur vergessen wieder ab zu nehmen. Herrlich. Null Verkehr, bestes Wetter, es läuft. Oben auf der Passhöhe ist dann erstmal Schluss. Mitten auf der Straße steht eine Harley, kurz dahinter eine fette Straßensperre. Verdammt, wenn ich jetzt umdrehen muss, steht ein langer, langer Umweg an. Der italienische Harleyfahrer ist auch keine Hilfe und fährt zurück. Dann kommt ein Baustellenfahrzeug von der gesperrten Seite und öffnet die Barriere. Ich frage obs weitergeht "no, impossibile" ist die Antwort. Die Herren verschwinden, lassen aber die Barriere offen. Das ist ein Zeichen, ich fahre weiter, erst recht verhalten, dann zügig, weil ist ja gesperrt, kann also kein Verkehr kommen. Nach ein paar Kilometern sehe ich dann den Grund der Sperrung: Ein mächtiger Bergsturz hat die Straße blockiert. Ich fahre näher ran, ein Arbeiter pfeifft dem Baggerfahrer, der hält kurz inne, ich kann durch und weiter gehts. Im Tal ist ein riesen Stau vor dem gesperrt Schild. Ich stecke den wartenden, ratlosen Motorradfahrern, dass es mit der Mopete machbar ist und mache mich aus dem Staub. Bei einer kleinen Cola & Snickers Pause werfe ich einen Blick auf die Landkarte und justiere meine Tagesplanung. Das Stilfser Joch muss ich jetzt einfach noch mitnehmen... also auf Richtung Bormio und los geht der Kurvenspaß für Fortgeschrittene. Leider sind da immer auch ein Haufen nicht ganz so Fortgeschrittene unterwegs...
Mein Hotel liegt oberhalb von Bozen auf einer Felskante und beim Weg dorthin muss ich wohl einen Wegweiser mißverstanden haben. Der Wanderweg dorthin ist wunderschön und wie gemacht für die KTM. Die paar Wanderer nehmens mit Fassung und winken mir freundlich (wirklich) zu. Bei einem grandiosen Blick auf Bozen und halb Südtirol lasse ich den Abend mit FORST Bier ausklingen.
Zurück gehts leider über den Brenner . wenig witzig aber effizient. Das Grinsen bleibt noch eine Weile erhalten.
Danke an die TET Macher undkomme immer wieder ...
Aus gegebenen Anlass: Auch wenns manchmal so aussieht und es die Bilder vielleicht einfach aussehen lassen: Offroad fahren will gelernt sein - und das lernt man erstmal bei einem oder zwei Trainings und nicht einfach so unterwegs.