TET Balkan I


Eigentlich war die Tour zu dritt geplant, die beiden Mitstreiter sind aber kurzfristig abgesprungen. Egal, geht's halt alleine los - was natürlich etwas mehr Gepäck und stellenweise eine noch defensivere Fahrweise bedeutet; trotzdem, bevor der Winter kommt, muss die 690er nochmal artgerecht bewegt werden. Zudem wollte ich unbedingt das Gepäcksystem von Xcountry aus Polen noch testen.

 

Von daheim ging es erstmal auf Asphalt in mein Lieblingshotel Grizzly im Lungau. Da ich schon länger nicht mehr dort war, musste erstmal gefeiert werden, zudem gönne ich mir eine Massage im Wellnessbereich. Am nächsten Morgen hängt der Nebel im Tal, erst auf der Passhöhe vom Katschberg erreiche die obere Grenze der Wolken: Sonne! Ich besuche unser Hochzeitsherz, was auch gleich zur ersten, kleinen Offroadexkursion führt. Danach geht es auf Asphalt über den Wurzenpass nach Slowenien. Entlang der Pisnica schlängelt sich die Straße durch die Berge - immer wieder ein Vergnügen, erstaunlich was der Stollenreifen auf Asphalt kann...

 

Der erste Teil des TET in Slowenien ist Straße, den kenne ich schon, dann geht es irgendwann auf Schotter weiter. Auch dort wird immer mehr asphaltiert. Schade, aber irgendwie auch verständlich. Ein schöner Wechsel von Asphalt und Schotterstrecken folgt, es geht bergauf, der Trail wird enger, die Steilkante kommt immer näher - hier fängt die Höhenangst (ist mir vom Unfall 2013 in Russland geblieben)an zu greifen. An einer Engstelle muss ich anhalten, alleine komme ich hier leider nicht weiter. Egal. ich wende und fahre zurück, suche mir eine schöne, weniger ausgesetzte Umfahrung der Stelle und auch noch gleich - via booking.com ein Unterkunft.

 

Es regnet am nächsten Morgen, also nix wie raus aus den Regenwolken, ich spare mir einen Teil des TET und suche die Sonne. Diese finde ich ziemlich genau an der Grenze zu Kroatien, wo ich mich wieder auf dem TET Track "einlogge". Es folgt ein Abstecher zur Zeljava Airbase und dann geht es zurück auf den TET. Sehr abwechslungsreich, bergig und sehr steinig, dann wieder eher zügig geht es dahin. Auch diesmal sorgt booking wieder für eine Unterkunft.

 

Bosnien startet schon mit einer flotten Passstraße, dann geht es auf die Piste. Ein Abstecher zum See (ist im Track mit drin) dann geht es weiter - wunderschöne Landschaften, viele, seit dem Krieg verlassene und zerschossene Häuser, wilde Natur und: Geniale Pisten und Wege. Irgendwann wirds mir im Wald zu langweilig, ich kürze ab und lande auf einer schnellen Piste. Das macht eben auch Spaß, die KTM im 6. Gang so richtig laufen zu lassen. Das Fahrwerk schluckt das Meiste, das Gepäcksystem sitzt bombenfest am Motorrad und ich habe ein breites Grinsen im Gesicht. Die Unterkünfte sind in Bosnien nicht mehr so vielfältig gesät wie in Kroatien, aber ich finde ein warmes Zimmer unweit des Tracks.

 

Frisch ist es am nächsten Morgen und feucht, vor allem in den ersten Asphaltkurven.Der Track führt in die Berge, die Vorboten des schlechten Wetters zeigen sich eindrucksvoll am Himmel. Ich muss mich wohl beeilen - wenn es wetterbedingt schon nicht bis Montenegro reichen wird, dann möchte ich zumindest Mostar noch trocken erreichen. Die Bergepisten sind schön zu fahren, es wird dunkler, die Wolken dichter, ich ziehe das Tempo etwas an. Kurz vor Mostar plötzlich wieder strahlender Sonnenschein, es wird wieder warm. Bosnien macht Laune. Findet sich in den Bergen EU-finanzierte Kreuzungen mit Abbiegespur, Sperrflächen und Beschleunigungsstreifen, landet man 50 Meter weiter auf einer wilden, zerschossenen Offroadstrecke...

 

Die Entscheidung steht, der Wetterbericht verheißt nichts gutes. Nachts bricht ein Unwetter über Mostar herein, ich werde Richtung Heimat fahren. Gut gegen den angekündigten Regen geschützt, mache ich mich auf den Heimweg, die Straße ist nass und sehr rutschig. Keine 25 Kilometer hinter Mostar passiert es dann: beim Einlenken zu einer Bergabkehre klappt das Vorderrad weg, ich lande auf dem Asphalt. Autsch. Sofort steht der Verkehr, hilfreiche Hände richten das Motorrad auf und schieben es auf die Seite, rufen eine Ambulanz für mich. Erinnerungen an 2013 werden wach. Auf der einen Hand bildet sich sofort ein eigroßes Hämatom, bei der anderen schmerzt das Handgelenk... Ein Lokal kümmert sich um mein Motorrad, während ich mit dem ADAC telefoniere. Die Ambulanz bringt mich in eine Ambulanzstation, versorgt mich. Der Lokal fährt mich nach Mostar ins Krankenhaus, dort neue Röntgenbilder und ein Gips. 2 Nächte in einem kleinen Hotel, dann geht es nach Hause - mit 7 bosnischen Wanderarbeitern in einem Vito inkl viel Gepäck und säckeweise Paprika, sowie dem Motorrad auf einem Anhänger. Nach 21 Stunden Fahrt bin ich zu Hause. Dem Motorrad fehlt praktisch nichts, ich habe ein mehrfach gebrochenes Handgelenk und werde noch ein bisschen mit einer Schiene herumlaufen... Und wieder hatte ich ein tolles Erlebnis mit der Hilfsbereitschaft der Einheimischen, ein echtes Geschenk in solch einer Situation. Danke Drago!

 

Nächstes Jahr sind Bosnien, Montenegro und vielleicht Albanien dran.